Rosen zumMuttertag

(Groß)Muttertag in Corona-Zeiten

»Mama, mir ist langweilig!«, »Mama, ich vermisse meine Freunde«. Es wird immer »Mama« gerufen, nie »Papa«. Die Corona-Krise zwingt Familien, ihre Kinder noch lange zu Hause zu betreuen. Für viele berufstätige Frauen bringt das eine böse Erkenntnis mit sich! Wenn es drauf ankommt, ist es schnell vorbei mit der Emanzipation.

Bislang konnten sich Familien auf die Unterstützung ihrer jungen gebliebenen Großeltern verlassen, sie waren fast immer bereit zu helfen, wenn sie gebraucht wurden. In vielen Familien wäre es für beide Ehepartner nicht möglich gewesen, einem Vollzeitjob nachzugehen, wenn sie nicht sich nicht der tatkräftigen Unterstützung durch ihre Eltern und Schwiegereltern sicher gewesen wäre. Das hat sich durch den Lockdown von jetzt auf gleich geändert. 

Kinder lösen sich nicht in Luft auf, weil ihre Eltern gerade den Chef anrufen, zum Glück nicht. Vor der Corona Krise wurden an dieser Stelle häufig die Großeltern aktiv. Sie unterstützten gerne und bereitwillig ihre Familien insbesondere in den Zeiten, in denen die Kitas geschlossen waren, ihre kranken Enkel zu Hause bleiben mussten, in den Schulferien oder während der Kita-Schließwochen. 

Kinder brauchen Zeit und Zuwendung. Natürlich ist das ist der Job von Eltern. Aber wenn die Zeit knapp wird, weil beide Elternteile berufstätig sind,

Gogols beim Brettspiel

Großeleltern- sie spielen jetzt allein, vor Corona zusammen mit ihren Enkeln

dann sprangen vor der Corona-Krise hier auch sehr gerne die Großeltern mit ein. Diese hatten ihre berufliche Lebensphase häufig schon abgeschlossen, fühlten sich aber noch viel zu jung um aufs Altenteil zu ziehen. Für Großeltern und Enkel war das oft eine WIN-WIN-Situation. Enkel liebten die Geduld, die ausgestrahlte Ruhe, den oft großzügigeren Blick der Großeltern auf manche Regelungen. Die GoGo’s, wie die jungen Alten auch genannt werden, fühlten sich gewertschätzt und übernahmen neben der Kinderbetreuung oft noch viele weitere Aufgaben, um damit die Familien in deren Rushhour des Lebens zu unterstützen. 

Diese Situation wurde schlagartig durch den Lockdown beendet. Der Beschluss, Kitas und Schulen geschlossen zu halten wurde durch die Isolierung der Großeltern dramatisch verstärkt. Kinderbetreuung war damit für doppelt berufstätige Paare nahezu unmöglich geworden. Einer von beiden musste damit im Job zurückstecken, aber wer? Meistens waren das die Mütter!

Woman In Kitchen Using Laptop - Online Chat r on Screen.

Homeoffice – Der Arbeitsplatz der jungen Mutter ist in der Küche

Es gibt sicher Familien, in denen Haushalt und Kinderbetreuung partnerschaftlich abläuft. Es mehren sich allerdings die Berichte, dass in der Corona-Zeit die Frauenemanzipation um Jahre zurückgedreht wurde. In vielen Familie ist es hauptsächlich die Mutter und nicht der Vater, die darauf achtet, dass die Kinder sich morgens an ihre Schreibtische setzen. Der Vater führte seine Videokonferenzen vom Esstisch aus und blockierte so über Stunden das gemeinsame Wohnzimmer. Sie kocht derweil das Essen, macht die Wäsche und muss nebenher noch sieben oder acht Stunden online arbeiten. Die von jetzt auf gleich weggebrochen Unterstützung durch die Großeltern dramatisiert diese Situation.

Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung und die Leistung der jungen Alten für die einzelnen Familien ist in der gesamten Corona-Debatte bis jetzt viel zu wenig beleuchtet worden. Hier den Blick zu schärfen ist eine wichtige Herausforderung, die es zu meistern gilt. Waren wir unlängst da nicht schon viel weiter? 

 

 

Beitragsbild: © ConceptionApo
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Bildservice

 

Autor: Elisabeth Thesing-Bleck

Elisabeth Thesing-Bleck brachte berufspolitisch in der Apothekerkammer Nordrhein eine neue zukunftsweisende Weiterbildungsmöglichkeit für Apothekerinnen und Apotheker auf den Weg, die „Geriatrische Pharmazie“. Sie nahm sie selbst am ersten Weiterbildungszyklus in Deutschland teil und wurde so zur „Geriatrischen Pharmazeutin“. Danach gründete die Fachapothekerin ihr Unternehmen ConceptionApo. Als freiberuflich tätige Referentin hat sie sich auf Fortbildungen mit geriatrischem Schwerpunkt spezialisiert. Die Seniorenexpertin schult vorzugsweise Pharmazeutisches Apothekenpersonal.

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