Mehr Lebensqualität im Quartier – Ein beispielhaftes Stadtteilprojekt zur Unterstützung von Senior*innen

Von Gastautorin Ute Offermann-Wilden

Bereits Jahr 2014 starteten in einem Stadtteil einer Deutschen Großstadt die erste Stufe zum Aufbau ambulanter Demenzdienste und einer Seniorenberatungsstelle. Dieses Projekt wurde von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert. In einem gut situierten Stadtteil wohnen ungewöhnlich viele ältere Menschen. Da es in dieser Großstadt kaum industrielle Arbeitsplätze gibt, hatte die berufstätige Generation zum großen Teil die Stadt dauerhaft verlassen. Zurück geblieben waren die Menschen in fortgeschrittenen Lebensaltern, die hier schon immer ihren Lebensmittelpunkt hatten.

Seniorinnen und Senioren

Senior*innen wohl behütet und beschützt

Der größte Teil dieser älteren Mitbürger*innen konnte und wollte so lange wie möglich selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben. Allerdingst wird der Unterstützungsbedarf immer größer, je weiter der Alterungsprozess fortschreitet.

Einer der Schwerpunkte der Arbeit der Seniorenberatungsstelle ist der ambulante Demenzdienst. Demenziell veränderte Menschen werden nach der Silviahemmet- Philosophie versorgt. Silviahemmet bedeutet übersetzt Silvias Heimat. In diesem Konzept hat die schwedische Königin Silvia persönlich die Schirmherrschaft übernommen. Demenzkranke werden hier durch bürgerschaftlich engagierte Frauen und Männer begleitet, damit die Erkrankten solange wie möglich selbstbestimmt zuhause wohnen und leben können. Der Erkrankte steht immer im Mittelpunkt. Die Würde des Menschen und seine Selbstbestimmtheit sind der Kern der Silviahemmet- Philosophie.

Wie wird das in der Praxis umgesetzt?
Demenziell veränderte Menschen heißen bei Silviahemmet Gäste! In den Aktivierungsgruppen und während regelmäßiger Ausflüge betreuen bürgerschaftlich engagierte Frauen und Männer ihre Gäste mit einem Personalschlüssel von 1:2, meistens sogar 1:1. Diese hervorragende Arbeit kann jedoch nur durch eine Vielzahl gut qualifizierter ehrenamtlicher Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesichert werden.

Der Demenzdienst setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen:

  • Ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen besuchen demenziell veränderte Menschen zuhause und schenken ihnen schöne Momente. Die Angehörigen können diese Zeit für sich genießen und neue Energie für ihre anstrengende Aufgabe tanken.
  • In Aktivierungsgruppen bieten ehrenamtliche Demenzbegleiter ein abwechslungsreiches Programm. Gesunde und kranke Menschen singen gemeinsam, gehen spazieren, tanzen, lesen vor – um nur einige der vielen Möglichkeiten zu nennen.
  • Eine Malerin begleitet die Gäste in der kreativen Aktivierungsgruppe. In Studien hat man nachgewiesen, dass eine gute Aktivierung ein Fortschreiten der Demenz verzögern kann. Aktivierung wirkt zudem einer sozialen Vereinsamung entgegen und außerdem hilft es den erkrankten Menschen ihre Krankheit für einige Zeit zu vergessen.
  • Ein Highlight ist einmal im Monat der Besuch der Kindergartenkinder. Sie singen mit den Gästen zusammen, führen kleine Stücke auf und trinken gemeinsam Kakao. Zum Schluss des Besuchs leuchten die Augen der Kinder und die der Gäste.

An den regelmäßigen Ausflügen nehmen die Gästen zusammen mit ihren Angehörigen teil. Es werden zum Beispiel Planwagenfahrten organisiert oder ein
Besuch der jahreszeitlichen Brauchtumsfeste. Dabei ist wichtig, dass demenziell veränderte Menschen, Kinder, geflüchtete Menschen, Seniorinnen und Senioren sowie junge Menschen gemeinsam eine schöne gemeinsame Zeit verbringen können.

Weitere Gruppen

  • Im Literaturkreis treffen sich alle 14 Tage sich Menschen, die gerne lesen, um Texte gemeinsam zu besprechen und zu analysieren. Die einzelnen Treffs sind immer in sich abgeschlossen. So kann man auch einmal fehlen ohne den Anschluss zu verlieren.
    Beim Trommeln nach Herzenslust für Menschen mit und ohne Demenz vermittelt ein afrikanischer Gruppenleiter ein Stückchen von seiner Heimat. Kranke und gesunde Gäste vergessen in dieser Zeit ihren Alltag.
  • Im Besuchs- und Betreuungsdienst besuchen ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen alleinstehende, einsame, ältere oder kranke Menschen zuhause. Sie gehen mit ihnen spazieren, schauen Fotos an, handarbeiten zusammen oder trinken gemeinsam Kaffee.
  • In der kleinem Demenzbücherei gibt es Literatur mit allgemeinen Infos zu Erkrankungen im Alter, zur Ernährung oder zur Aktivierung. Seniorinnen und Senioren, ihre Angehörigen und Interessierte können kostenfrei Bücher ausleihen.
  • Beim Erlebnistanz- Tanzen im Sitzen treffen sich Senioren, Menschen mit Demenz und anderen Beeinträchtigungen. Mit Musik und Bewegung vergisst man die Zeit und tut zusätzlich etwas Gutes für die Gesundheit. Durch das Mitsingen von alten, bekannten Liedern, trainiert man Körper und Geist.

Seit 2015 ist die Seniorenberatungsstelle aktiv . In dieser Spezial/Fach-Beratungsstelle gibt es Antworten zu allen Fragen rund um das Thema Alter. Es werden Ansprechpartner und soziale Dienste vermittelt. Zudem werden regelmäßig kostenfreie Vortragsabende für Interessierte angeboten. Wichtige Themen werden hier aufgenommen zum Beispiel zur Patientenverfügung, zu Arzneimitteln im Alter aber auch zu Demenz und zu vielen anderen älteren Menschen und ihre Angehörigen betreffenden Inhalten.

 





Die Autorin Ute Offermann-Wilden (geb. 1967)
ist die hauptamtliche Koordinatorin der Demenzdienste, Quartiersarbeit und der Seniorenberatung., Viele Jahre arbeitete die gelernte Operations-Schwester im Zentral-OP eines Regionalkrankenhauses. 2007 wechselte sie in ein Heim und betreute junge, verhaltensauffällige Menschen. Parallel dazu bildete sie sich zur Dozentin für Sozialpflege weiter und erwarb 2014 die berufliche Zusatzbezeichnung „Kompetenz in Demenz“. Parallel zu ihrer Ausbildungstätigkeit übernahm die Demenzexpertin den Aufbau und die Koordination eines ambulanten Demenzdienstes. Dieses Angebot wurde 2015 um eine Seniorenberatungsstelle erweitert.

Bilder: © Gert Altmann auf Pixabay; Linus Schütz auf Pixabay; Pixabay

Autor: Elisabeth Thesing-Bleck

Elisabeth Thesing-Bleck brachte berufspolitisch in der Apothekerkammer Nordrhein eine neue zukunftsweisende Weiterbildungsmöglichkeit für Apothekerinnen und Apotheker auf den Weg, die „Geriatrische Pharmazie“. Sie nahm sie selbst am ersten Weiterbildungszyklus in Deutschland teil und wurde so zur „Geriatrischen Pharmazeutin“. Danach gründete die Fachapothekerin ihr Unternehmen ConceptionApo. Als freiberuflich tätige Referentin hat sie sich auf Fortbildungen mit geriatrischem Schwerpunkt spezialisiert. Die Seniorenexpertin schult vorzugsweise Pharmazeutisches Apothekenpersonal.

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