Frauenverbände fordern es seit Jahrzehnten, die Abschaffung des Ehegattensplittings! Die Steuervorteile, die Besserverdienende in Partnerschaften daraus ziehen können, verhindern in aller Regel die volle Berufstätigkeit von Müttern und damit deren finanzielle Absicherung im Alter. Es leistet einen signifikanten Beitrag zum dem immer noch viel zu großen Gender Pay Gap.
Die Abschaffung des Ehegattensplittings muss mit einer gesicherten und zuverlässigen Kinderbetreuung einhergehen. In Deutschland tragen dazu Kita, Kindergarten und Schule wesentlich bei. Trotzdem bleiben oft erhebliche Betreuungslücken, wenn beide Elternteile voll berufstätig sind. Diese Zeiten werden zu großen Teilen privat organisiert und bauen oft auf die Mithilfe von Großeltern, Nachbarn oder Tagesbetreuungen auf Honorarbasis.
Die Schließung von öffentlichen Betreuungs-Einrichtungen reißt fast immer riesige Löcher in den oft völlig ausgereizten Kinderbetreuungsplan. Die Corona bedingten Kontaktreduzierungen fokussierten wie unter einem Brennglas, welcher erhebliche zeitlicher Umfang durch eine private Kinderbetreuung zusätzlich zu den Betreuungszeiten öffentlicher Träger zu leisten ist. Das gilt umso mehr, je mehr Stunden beruflicher Arbeit von beiden Partnern in einer Paarbeziehung zu leisten sind.
Das Ehegattensplitting führt bis heute dazu, dass Mütter über lange Phasen in ihrem Erwerbsleben mit reduzierter Stundenzahl arbeiten, weil sie bedauerlicherweise immer noch weniger verdienen als ihre männlichen Partner. Es mehren sich die Anzeichen, dass diese Splitting bedingte Ungleichheit durch die Coronakrise noch weiter verstärkt wurden. In Zeiten wegbrechen der Betreuungsmöglichkeit für Kinder, reduzierten die Mütter ihre ohnehin schon niedrigen Arbeitszeiten noch weiter. Zusätzlich welchen sie im Home-Office auf Nacht- und Wochenend-Bürozeiten aus, weil sie attraktiven Arbeitszeiten ihren besseren Partner überließen. Das führte sehr schnell zu einer Retraditionalisierung des Rollenmodells, dass das Ehegattenspitting schon immer befördert hat.
Der Zusammenhang zwischen den Auswirkungen der Coronakrise und dem Ehegattensplitting steht derzeit nicht im Fokus der öffentlichen Debatte. Damit sich das änder kann, sind deutlich mehr wissenschaftliche Untersuchungen nötig, die mit einer belastbaren Datenlage Diese gesellschaftliche Entwicklung deutlich machen.