Virtuelles WorldCafe

„Homeoffice“ – Chancen und Risiken für Frauen

Das Arbeiten von zu Hause aus schien vor der Coronakrise nur bedingt möglich. Als Auswirkung der sozialen Distanzierung dürfte sich die Anzahl der so arbeitenden Menschen dauerhaft deutlich nach oben verschieben. Für viele Frauen könnte die Heimarbeit in Zukunft zur Regel werden. Von dieser Entwicklung werden positiven Auswirkungen beispielsweise auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erwartet. Gleichwohl zeichnen sich auch Risiken ab.

Homeoffice – eine besondere Herausforderung für Frauen
Als Homeoffice wird die flexible Form der Heimarbeit bezeichnet, bei der die Beschäftigten ihre Arbeit ganz oder teilweise aus dem privaten Umfeld heraus ausführen. Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Formen unterscheiden, die vertraglich geregelte Telearbeit und die Mobilarbeit, die vertraglich nicht abgesichert ist. Hybridformen zwischen Heim- und Präsenzarbeit werden nach der Beendigung der sozialen Corona-Distanzierung deutliche Zukunftschancen eingeräumt, insbesondere für Frauen.

Die Kinder-Betreuungsstruktur durch Schule, Kindergarten und Kita brach im Lockdown komplett weg. Durch das hohe Ansteckungsrisiko konnten auch die Personen, die sonst in Urlaubs- und Krankheitsfällen bei der Obhut einspringen, keine Unterstützung mehr leisten. In der Coronakrise wird sehr deutlich, dass mobiles Arbeiten und Kinderbetreuung oder Pflegeaufgaben keinesfalls zeitgleich erfolgen können! Effizientes und effektives Arbeit von zuhause ist nur dann möglich, wenn die Betreuung der Kinder bzw. die Pflege der Angehörigen durch Tageseinrichtungen oder durch andere unterstützende Maßnahmen sicher gewährleistet ist oder partnerschaftlich getragen wird. 

 



Achtung! Entgrenzung der Arbeit und unbegrenzte Verfügbarkeit.
Die im Shutdown entwickelten Arbeitsformen zeigen ein hohes Risiko für eine Entgrenzung der Arbeit und die unbegrenzte Verfügbarkeit von Arbeitnehmer*innen. Frauenarbeit wurde insbesondere zu Beginn der Pandemie oft in die unattraktive Nacht-, Sonn-, oder Feiertagszeit verlegt, weil der Arbeit des besser verdienenden Partner häufig Priorität eingeräumt wurde. Um damit verbundenen Gefahren zu begegnen müssen im Mobilen Arbeiten das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) und die Verordnungen über die Arbeitszeit der Beamtinnen und Beamten des Bundes, der Bundeswehr und der Länder gelten. Für die Arbeit von zu Hause sind Regelungen zur Höchstarbeitszeit, zu den Ruhepausen, den Ruhezeiten und das Arbeitsverbot an Sonn- und Feiertagen zwingend und unmissverständlich sicher zu stellen. Das gilt auch für diejenigen Arbeitnehmerinnen, die in Betrieben ohne Betriebsräte arbeiten oder in Berufen beschäftigt sind, denen der Gesetzgeber eigenständige Regelungen zubilligt. Dazu zählen zum Beispiel Arbeitsstellen im kirchlichen Dienst oder in verkammerten Berufen sowie zum Teil die Beamtinnen.

Um auf Veränderungen in der Lebensverlaufsperspektive reagieren zu können, die bei Frauen häufiger zu beobachten sind als bei Männern, sollten Regelungen zur Heimarbeit grundsätzlich befristet werden.

Auf einer Fachtagung zum Mobilen Arbeiten, die als virtuelles World Café am 29.10.2020. u. a. auch der Bundesverband der Frau in Business und Management e.V. ( Regionalgruppe Aachen) ausrichtete, wurde deutlich, dass die mangelnder Sichtbarkeit im Betrieb durch Heimarbeit verstärkt werden kann. Das dürfte Karrierechancen und Aufstiegsmöglichkeiten insbesondere für Frauen verringern.
In dieser Veranstaltung wurde auch die Meinung vertreten, dass in Präsenz-Teams vielfach konstruktiver und kreativer zusammengearbeitet werden könne. Viel Einfallsreichtum sei gefragt, damit ein fantasievoller Ideenaustausch auch im Arbeiten von zu Hause gewährleistet werden kann. Für viele Unternehmen sei es zudem von großer Bedeutung, dass die Unternehmenskultur zwingend auch im Homeoffice erhalten bleiben müsse. Homeoffice-Kräfte seien deshalb durch den Betrieb eng zu führen und zu begleiten.

Innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung ist ein ausschlaggebender Faktor, der die Qualität der mobil geleisteten Arbeit wesentlich mit beeinflusst. Das gilt insbesondere für neue Methoden gemeinsamer virtueller Zusammenarbeit. Die Nutzung neuer Software stellt Mitarbeitende oft vor besondere zeitliche und arbeitstechnische Herausforderungen. Die Arbeitsfähigkeit für mobiles Arbeiten muss daher zwingend durch passende Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen sichergestellt werden. Das gilt auch für in Teilzeit arbeitende Frauen, die aus Kostengründen oftmals von beruflicher Bildung ausgespart bleiben. 

Kommunikationsstrukturen und Teambildungsmaßnahmen sind Grundlage für Zusammenhalt und Kooperation
Mobiles Arbeiten

  • Setzt Freiwilligkeit voraus.
  • Muss befristet und reversibel sein.
  • Braucht einen geregelten Rahmen durch Betriebs- oder Dienstvereinbarungen in Bezug auf Arbeitsrechte, Arbeitsschutz, Arbeitszeiten und Datenschutz und Haftung.
  • Setzt ausreichende, gesicherte Kinderbetreuungssysteme und Betreuungsmöglichkeiten für pflegebedürftige Angehörige voraus.
  • Erfordert eine zweckmäßige, technische Ausstattung, die problemloses, effektives Arbeiten ermöglicht.
  • Setzt die technische Betreuung der Mitarbeiterinnen im Home-Office voraus.
  • Erfordert speziell auf diese Arbeitsform ausgerichtete Fort- und Weiterbildung für Mitarbeiterinnen und für Führungskräfte.

Homeoffice bitte kommen….

Im einem virtuellen World Café mit dem Titel „Homeoffice – Segen oder Fluch?“ hat der Bundesverband der Frau in Business und Management e.V. unter der Federführung der Regionalgruppe Aachen Fachfrauen aus unterschiedlichen Bereichen zusammengebracht. Wenn sie wissen möchten, mit welchen Fragen und Herausforderungen sich Frauen im Homeoffice auseinandersetzen, finden Sie die Dokumentation der Fachtagung und weitere informationen unter den Links unten.  Zusätzlich können Sie Tipps für von erfahrenen Beraterinnen für Ihre ganz persönliche Homeoffice- Situation mitnehmen!

Homeoffice Teil I: Der einen Freud, der anderen Leid!
„Schatz, ich komm‘ gleich zum Abendessen, muss nur noch kurz was
erledigen …“ Abends um acht noch schnell eine Mail an den Kollegen
schreiben oder mal kurz einen Videochat einrichten? Kommt Ihnen das bekannt
vor?
Weitere Informationen:
https://www.bfbm.de/bfbm/bfbmwxsp.nsf/web/Homeoffice-der-einen-Freud-der-anderen-Leid

Homeoffice Teil II: Kommunikation und Netzwerken
„… davon hat mir niemand was gesagt …“ Diesen Satz haben sicherlich
viele, die seit mehreren Wochen im Homeoffice arbeiten, schon öfters
gedacht oder gesagt. Trotz gefühlt Stunden dauernder virtueller
Teamsitzungen bleibt der Eindruck, von den Kolleginnen und Kollegen zu
wenig mitzubekommen. Der persönliche Austausch fehlt, man ist nicht so
richtig dabei und hat das Gefühl außerhalb der betrieblichen Abläufe zu
stehen.
Weitere Informationen:
https://www.bfbm.de/bfbm/bfbmwxsp.nsf/web/Homeoffice-Teil-II-Kommunikation-Netzwerken

Homeoffice Teil III: Die Perspektive der Unternehmen
„Wir können doch nicht allen Mitarbeiter*innen zwei Arbeitsplätze
finanzieren!“, war der empörte Ausruf einer Unternehmerin beim World Café
des B.F.B.M. zum Thema „Homeoffice – Segen oder Fluch?“ Er drückt die Sorge
der Unternehmen vor zu hohen Investitionen aus.
Weitere Informationen:
https://www.bfbm.de/bfbm/bfbmwxsp.nsf/web/Homeoffice-Teil-III-Die-Perspektive-der-Unternehmen

Flurfunk digital: Geht das
„Den Flurfunk digital übersetzen!“, seufzte eine Teilnehmerin meines
Online-Workshops. Ich hatte in die Runde gefragt, was sich die Teilnehmer
zurzeit für die Kommunikation in ihrem virtuellen Teams am meisten
wünschen. „So viele Dinge haben wir bislang informell zwischen Tür und
Angel besprochen“, erklärte sie weiter, „sowohl Fachinfos als auch
Persönliches. Jetzt geht vieles verloren und das Gemeinschaftsgefühl nimmt
ab.“
Weitere Informationen:
https://www.bfbm.de/bfbm/bfbmwxsp.nsf/web/Flurfunk-digital-Geht-das

 

Bildnachweis: Pixabay/  ©Vinzent Weinbeer;  ©Alexandra Koch

Autor: Elisabeth Thesing-Bleck

Elisabeth Thesing-Bleck brachte berufspolitisch in der Apothekerkammer Nordrhein eine neue zukunftsweisende Weiterbildungsmöglichkeit für Apothekerinnen und Apotheker auf den Weg, die „Geriatrische Pharmazie“. Sie nahm sie selbst am ersten Weiterbildungszyklus in Deutschland teil und wurde so zur „Geriatrischen Pharmazeutin“. Danach gründete die Fachapothekerin ihr Unternehmen ConceptionApo. Als freiberuflich tätige Referentin hat sie sich auf Fortbildungen mit geriatrischem Schwerpunkt spezialisiert. Die Seniorenexpertin schult vorzugsweise Pharmazeutisches Apothekenpersonal.

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