Burnout

Corona-Krise verstärkt bestehende Benachteiligungen von Müttern

Frauen, die mit Kindern zusammenleben, wurden innerhalb kürzester Zeit auf das in der frühen Bundesrepublik vorherrschende Rollenmodell zurückgeworfen. Zwei Gründe waren ausschlaggebend. Zum einen brach die Betreuungsstruktur durch Schule, Kindergarten und Kita komplett weg. Durch das hohe Ansteckungsrisiko konnten die Personen, die in Urlaubs- und Krankheitsfällen bislang bei der Kinderbetreuung einspringen konnten keine Unterstützung mehr leisten. Die Situation wurde dadurch verschärft, das große Teile der Erwerbsarbeit in der Corona-Krise von zu Hause aus geleistet werden musste und das von Männern und Frauen gleichermaßen. Das führte teilweise zu dramatischen Einschränkungen für Frauen und Kinder, weil in vielen Fällen der Mann zur Ausübung seiner Berufstätigkeit einen vom Familienleben abgeschotteten eigenen Arbeitsraum beanspruchte. Der Vater belegte außerdem Familien-Rechner und Internetleitung für 8 Stunden täglich. Diese Tools standen vor Corona der ganzen Familie tagsüber zur Verfügung. In vielen Fällen wurde die dann noch übrigbleibende Rechnerzeit von den Kindern für schulische Zwecken benötigt. Frauen wurden durch diese unglücklichen Umstände mit der Ausübung ihrer eigenen Berufstätigkeit in die unattraktiver Nachtstunden verdrängt. Mütter übernahmen zusätzlich tagsüber große Teile der Hausarbeit, substituierten den Unterrichtsausfall und decken die komplette Kinderbetreuung ab. Diese völlige Überlastung brachte Frauen an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit.

Die Ursachen dieses unvorhersehbaren gesellschaftlichen Wandels sind aus den großen Debatten um Equal Pay und Equal Care hinreichend bekannt. Die immer wieder in die politische Debatte eingebrachten und schon lange bestehenden Benachteiligungen von Frauen wurden in der dramatisch verstärkt.

Nachts ledigen Mütter dann noch die anfallenden Arbeiten am Laptop

Eine gesicherte und zuverlässige Kinderbetreuung durch öffentliche Einrichtungen ist das Fundament auf der die Berufstätigkeit von Frauen aufgebaut werden kann. In der Corona-Krise zeigt sich aber die Störanfälligkeit eines Systems, das eine Berufstätigkeit von Erziehenden fast ausschließlich auf eine Kinderbetreuung durch öffentliche Einrichtungen aufbaut. Die Krise zeigt drastisch auf, dass langfristig das Betreuungssystem durch zusätzliche flankierende Maßnahmen ergänzt werden muss.

Zum Weiterlesen: Eine ausführliche Situationsbeschreibung weiter unten  unter (Groß)Muttertag in Corona-Zeiten 

 

Bild: ©Jan Vasek auf Pixabay

Autor: Elisabeth Thesing-Bleck

Elisabeth Thesing-Bleck brachte berufspolitisch in der Apothekerkammer Nordrhein eine neue zukunftsweisende Weiterbildungsmöglichkeit für Apothekerinnen und Apotheker auf den Weg, die „Geriatrische Pharmazie“. Sie nahm sie selbst am ersten Weiterbildungszyklus in Deutschland teil und wurde so zur „Geriatrischen Pharmazeutin“. Danach gründete die Fachapothekerin ihr Unternehmen ConceptionApo. Als freiberuflich tätige Referentin hat sie sich auf Fortbildungen mit geriatrischem Schwerpunkt spezialisiert. Die Seniorenexpertin schult vorzugsweise Pharmazeutisches Apothekenpersonal.

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