FFP2-Maskenpflicht

Das Gesicht einer Person ist in unserem Kulturraum das wichtigste Erkennungsmerkmal, mit dem wir ein Gegenüber erfassen und einschätzen. Menschen, deren Gesichter nicht erkennbar sind, verbergen ihre Identität und werden dadurch vielfach als polarisierend empfunden.

Die Identität einer Person muss zu jeder Zeit eindeutig feststellbar sein. Auf diesen Grundkonsens hat sich unsere offene und freiheitliche Gesellschaft seit langem verständigt. Trotz allgemeiner Maskenpflicht sind keine Tendenzen erkennbar, dass große Teile unserer Gesellschaft zu diesem Übereinkommen in verdecktem oder offenem Widerspruch stehen.

Im mitteleuropäischen Kulturkreis kommunizieren wir seit langem nicht nur alleine über das gesprochene Wort, sondern auch über unsere Gestik und Mimik. Wir alle haben gelernt, beispielsweise Gefühle und Stimmungen aus dem Gesicht unseres Gegenübers abzulesen. Wenn wir das Gesicht einer Gesprächspartner*in ganz oder teilweise nicht sehen können, dann fehlt uns eine wichtige Kommunikationsmöglichkeit. Über diesen nonverbalen Dialog erschließen wir für uns wesentlich Informationen insbesondere auf der Beziehungsebene. Durch die allgemeine Maskenpflicht ist diese wichtige Kommunikationsmöglichkeit derzeit deutlich eingeschränkt.

Wenn wir auf jemanden treffen, dessen Gesicht wir nicht sehen können, dann verbinden wir in unserem Kulturkreis damit im Allgemeinen eine Gefahrensituationen. Beispiele hierfür sind das geschlossene Visier bei Feuerwehrmännern oder Motorradfahrern. Menschen, die ihr Gesicht bewusst verhüllen empfinden wir in aller Regel als befremdlich, abweisend und uns nicht zugewandt. Wir können leicht den Eindruck gewinnen, das Gegenüber will seine Identität vor uns verschleiern. Bedauerlicher Weise trifft das auch auf unser Gesicht zu, wenn wir es großflächig mit einer Maske bedecken müssen. Das löst Ängste aus.

In unserer offenen Gesellschaft können wir über unsere Kleidung unsere Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe ausdrücken. Stoffmasken und selbst gestaltete Masken haben Menschen in der Coronakrise als Hilfsmittel benutzt, ein Teil diese nonverbalen Kommunikation zu ersetzen. So trug der bayerische Ministerpräsident Masken im bekannten Bayernkaro, der baden-württembergische grüne und die Kanzlerin hatte das Logo des EU-Vorsitzes auf ihrer.

Auch viele Bürgerinnen und Bürger benutzten selbst gestaltete Stoffmasken mit zum Teil sehr deutlicher Symbolwirkung. Ab Montag ist es damit nun in Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln vorbei. Wir tragen FFP 2 oder medizinische Masken, einheitlich und ohne individuelle Gestaltungsmöglichkeiten.

Wie wird sich das auf uns alle auswirken?

Bilder:  Pixabay ©Gerd Altmann; ©Renate Köppel

Bild: ©Elisabeth Thesing-Bleck privat

 

 

 

Autor: Elisabeth Thesing-Bleck

Elisabeth Thesing-Bleck brachte berufspolitisch in der Apothekerkammer Nordrhein eine neue zukunftsweisende Weiterbildungsmöglichkeit für Apothekerinnen und Apotheker auf den Weg, die „Geriatrische Pharmazie“. Sie nahm sie selbst am ersten Weiterbildungszyklus in Deutschland teil und wurde so zur „Geriatrischen Pharmazeutin“. Danach gründete die Fachapothekerin ihr Unternehmen ConceptionApo. Als freiberuflich tätige Referentin hat sie sich auf Fortbildungen mit geriatrischem Schwerpunkt spezialisiert. Die Seniorenexpertin schult vorzugsweise Pharmazeutisches Apothekenpersonal.

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