Kleidung, wofür – Schutz vor Ansteckung mit Covid-19?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihren Standpunkt zum Tragen von Gesichtsmasken in der Corona-Krise geändert. Zur Eindämmung von Infektionen empfehle man nun ihre Nutzung in überfüllten öffentlichen Einrichtungen, teilte die WHO am vergangenen Freitag (5. Juni) in Genf mit. Diese Meinungsänderung lenkt in der Coranazeit nicht nur den Blick auf das teilweise verhüllte Gesicht sondern wirft auch die Frage nach der Funktion auf, die ganze Kleidung leisten kann.

Kleidung – wofür?
Bekleidung erfüllt im wesentlichen drei Funktionen. Zunächst schützt eine zweckmäßige Kleidung vor ungünstigen Umwelteinflüssen. Durch einen bestimmten Kleidungsstil können wir uns aber auch selbst darstellen und unsere Weltanschauung oder Abstammung unserer Umwelt mitteilen. Außerdem verrät unsere Kleidung die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe oder Peergroup.



Privates Outfit und Buisinesskleidung
Es ist ein wichtiger Unterschied, ob wir über ein Outfit im privaten Bereich reden oder ob wir uns über im Beruf getragene Business-Kleidung unterhalten. In beiden Fällen ist der Kleidungsstil bestimmten Normen unterworfen, die allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Im privaten Bereich werden die Regeln im wesentlichen durch Normen und Konventionen unseres Kulturkreises gesetzt. Die Toleranzgrenzen sind hier naturgemäß deutlich weiter gefasst, als für im Beruf zu tragende Kleidung. Im privaten Bereich sind die geltenden Konventionen einem ständigen Wandel unterworfen und werden fortlaufend neu austariert. Auch privat ist keineswegs alles erlaubt. Wenn sich jemand zum Beispiel beim Weihnachtsshopping seinen Wunsch erfüllen würde und in äußerst knapp gehaltener Badekleidung in einem Einkaufszentrum auftauchte, dann könnte dieser Auftritt eine große mediale Aufmerksamkeit nach sich ziehen. Ich bin mir nicht sicher, welche Reaktionen jemand auslösen könnte, der dem bayrischen Deutschlandklischee entsprechend in einer Krachledernen mit Hosenträgern und mit Gamsbart geschmücktem Hut in einer eleganten norddeutschen Opernpremiere Einlass begehren würde?

Berufsbezogene Business-Kleidung ist anderen Normen unterworfen als Privatkleidung. Es lohnt sich einmal darüber nach zu denken, welche Reaktionen ein Mann in schottischer Nationaltracht auslösen könnte, wenn er sich im Schottenrock im internationalen Finanzgeschäft um eine Anstellung als Finanzberater bewerben würde? Ganze Heerscharen von Personal-Trainern und Buisiness-Coaches verdienen ihren Lebensunterhalt damit, einschlägige Regeln für ein angemessenes Business-Outfit zu vermitteln. Der Gesundheitsbereich ist in großen Teilen von dieser Tendenz noch ausgenommen. Hier gelten eigene Regeln, die nicht unbedingt auf andere Branchen übertragbar sind.

Anforderungen an Berufsbekleidung
In vielen Apotheken ist das Tragen eines Berufskittels nach wie vor Standart. Diese Kleidungsstücke haben die Funktion, eine Übertragung von Infektionen durch unserer Bekleidung anhaftende pathologische Keime zu verhindern. Deshalb werden unsere Kittel in der Regel von der Apotheke gewaschen und gebügelt. Durch ihre glatte Oberfläche sollen sie sie Bakterien und Viren möglichst wenig Gelegenheit bieten, sich in der Kleidung ein zu nisten. Großformatige Schals und wallende Gewänder aus schlecht waschbaren Materialien tragen ein deutlich höheres Risiko als Kittelkleidung, dass nicht nur Bakterien und Viren sondern auch toxische Substanzen wie sie in der Rezeptur verwendet werden, andocken und anschließend auf unsere Mitmenschen übertragen werden. In allen Gesundheitsberufen ist es oberste Priorität, ein jatrogenes Übertragen von Keimen auszuschließen! In der Apotheke hat die Apothekenleitung dafür zu sorgen, dass diese Prämisse zuverlässig eingehalten wird. Unzweckmäßige Kleidung kann jedoch das Hygienemanagement einer Apotheke empfindlich stören. Das gilt insbesondere für groß dimensionierte Kopfbedeckungen und wehende, bodenlange Kleider.



Corporate Identity in Coronazeiten
Corporate Identity ist die Gesamtheit der Merkmale, die ein Unternehmen kennzeichnet und es von anderen Unternehmen unterscheidet. In einem zunehmend härter werden Wettbewerb gewinnt damit der Außenauftritt einer öffentlichen Apotheke zunehmend an Bedeutung. Die Corporate Identity legt der Apothekeninhaber so fest, wie er sich für seinen Betrieb die besten Chancen ausrechnet. Das ist Teil des unternehmerischen Handelns. In den seltensten Fällen haben Angestellte in diesem Bereich ein Mitspracherecht. Masken und Visire reihen sich in zunehmendem Maße in diesen Corporate Identity-Auftritt ein.

 

 

 

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Autor: Elisabeth Thesing-Bleck

Elisabeth Thesing-Bleck brachte berufspolitisch in der Apothekerkammer Nordrhein eine neue zukunftsweisende Weiterbildungsmöglichkeit für Apothekerinnen und Apotheker auf den Weg, die „Geriatrische Pharmazie“. Sie nahm sie selbst am ersten Weiterbildungszyklus in Deutschland teil und wurde so zur „Geriatrischen Pharmazeutin“. Danach gründete die Fachapothekerin ihr Unternehmen ConceptionApo. Als freiberuflich tätige Referentin hat sie sich auf Fortbildungen mit geriatrischem Schwerpunkt spezialisiert. Die Seniorenexpertin schult vorzugsweise Pharmazeutisches Apothekenpersonal.

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