Menschen 60+ bilden in Corona-Zeiten die hochvulnerable Gesellschaftgruppe. Für sie ist die soziale Abschottung von allen ihren Kontakten eine besondere Herausforderung. Durch die Kommunalpolitik wird die Lebensqualität entscheidend mit bestimmt, die Menschen im Alter zur Verfügung steht.
Sechs Wochen Social Distancing durch die Corona-Krise verstärken die bereits vor Beginnen der Isolationszeit vorhandenen Benachteiligungen und gesellschaftlichen Ausgrenzungen älterer Menschen stark und lassen sie auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung immer deutlicher sichtbar werden. In vielen Beiträgen zum Beispiel in den publikumsoffenen Sendeformaten der öffentlich-rechtlichen Medien thematisierten in den letzten Tage eine relevante Anzahl älterer Menschen die Angst ihre vor dem Alleinsein und vor dem Abgehängtwerden von gesellschaftlicher Teilhabe.
Die Kommunalpolitik legt zu einen großen Teil die Möglichkeit der soziale Teilhabe älterer Menschen fest. Das ist nicht allein eine Budjet-Frage. Um soziale Isolation zu überwinden braucht es Kreativität und insbesondere viel mehr bürgerschaftliches Engagement.
Bürgerinnen und Bürger 60+
- wollen uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben!
- wollen als gesellschaftliche Gruppe wahrgenommen, gehört werden und ihr unmittelbares Lebensumfeld mitbestimmen.
- so lange wie möglich selbstbestimmt leben, ohne auf Unterstützung Dritter angewiesen zu sein!
- uneingeschränkten Zugang zu allen innovativen Techniken und Gestaltungsmöglichkeiten zur eigenen Daseinsvorsorge
- mit Respekt vor der erbrachten Lebensleistung behandelt werden. Daraus ergibt sich ein konkretes Handlungsfeld insbesondere für die Kommunalpolitik.
Bürgerinnen und Bürger 60+ fordern:
- Eine Online-Akademie, die den Zugang zu allen sozialen Medien und allen Online-Gestaltungsmöglichkeiten des täglichen Lebens nach Vorkenntnissen differenziert so vermittelt, dass auch ältere Menschen alle modernen digitalen Möglichkeiten Barriere frei nutzen können. Dazu muss zwingend ein Verbund unterschiedlicher Träger ins Leben gerufen werden. Die Volkshochschule allein hat sich in der Vergangenheit als nicht ausreichend erwiesen, sondern muss zum Beispiel mit dem Aachener Zeitung Verlag und der RWTH ein gemeinsames trägerübergreifendes Konzept erstellen und ausreichend in den Medien bewerben, die überwiegend von älteren Menschen genutzt werden.
- ein Angebot bezahlter Dienstleistungen, die ein selbstbestimmtes Leben in der Stadt Aachen unterstützen können. Dazu gehören zum Beispiel aufsuchende Pflegeangebote in häuslicher Umgebung für Haut, Haare und Nägel.
- eine Online-Plattform, die einen Überblick über Versorgungs-Möglichkeiten mit gekochten Mahlzeiten gibt, die ins Haus geliefert werden können. Essen auf Rädern ist eine wichtige Versorgungsmöglichkeit für wenig mobile ältere Menschen. Dieses Angebot muss weiter ausgebaut und ergänzt werden durch Lieferdienste aller unterschiedlicher Menü-Ausrichtungen. Dazu zählen Schnellrestaurants, Ethnic Food und die klassische bürgerliche Küche ebenso, wie die Sterne-Restaurants. Die Kommunalpolitik sollte die Dachverbände beziehungsweise die Industrie- und Handelskammer anstoßen, eine Plattform ins Leben zu rufen, auf der alle Möglichkeiten der Versorgung mit gekochten Mahlzeiten in der Stadt Aachen Barriere frei abgerufen werden können.
- Ein zuverlässiger Lieferdienst nach Hause für alle vor Ort in der Aachener City eingekauften Waren. Die hügelige Lage der Innenstadt ist für eine Reihe älterer Menschen sehr beschwerlich. Schwere Einkaufstaschen zu tragen ist fast unmöglich. Deshalb sollte ein Fahrrad-Kurier-Dienst aufgebaut werden, mit dem eingekaufte Waren gegen Entgelt nach Hause gebracht werden können. Durch diese Maßnahme wird auch die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel zum Einkauf in der Innenstadt gefördert.
- Unterstützung des flächendeckenden Ausbaus von ärztlichen Video- oder Online-Sprechstunden im Rahmen eines kommunalpolitischen Modellprojekts.
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ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Bildservice